Schwitzhütte - Mythos (?) & Wirklichkeit (?)

**Gast**

Hallo liebe Schwitzhüttenprofis & Interessierte !

Der Hintergrund meines Anliegens:

Vor gut 18 Jahren nahm ich an drei "Schwitzhütten" teil. Der Leiter dieser Schwitzhütten war einst ein langjähriger Schüler eines nordamerikanischen Medizinmannes.

Er berichtete mir, daß die Indianer die Schwitzhütten erst seit den Jahren so um 1960er/1972 praktizieren und diese Tradition sich aus Europa abgeschaut hätten (Finn-ugrischer Kulturkreis/russische Banja).

Meine eigenen Recherchen ergaben, das sich letztendlich alle Infos zu indianischen Schwitzhütten auf Black Elk (Schwarzer Hirsch) ein Lakota?/Sioux? (gest. 1950), der angeblich sein Wissen einem amerikanischen Ethnologen "anvertraute" und der dies veröffentlichte (unter dem Namen von Black Elk "Die sieben geheimen Rituale (der Lakota)".

Meine Frage an Euch:
Ich will der Wahrheit gerne auf den Grund gehen:

Könnt Ihr mir vielleicht mit Quellen/Infos z.B. von Ethnologen weiterhelfen, die vor 1950/1960 von Schwitzhütten bei Indianerstämmen
berichten ?
Könnt Ihr ihr mir Quellen nennen zu "Schwitzhütten"/"sidhe" bei den Kelten. (vor 1972)

Bin Euch für jeden Hinweis dankbar !
LG,
Chrissi

Sir Thomas Marc

Hi Chrissi,

mit Wissenschaftlichen Quellen kann ich nicht dienen. Die Ausfzeichnungen meines Urgrossvaters enthalten einen Bauplan für eine Erdsihde - er starb 1936 - die seines Vaters beinhalten keinen Bauplan, dafür aber einen Reinigungsweg bevor man das heisse Haus bertitt. Dieser starb 1914.

Aus dem was ich mündlich habe, sind diese Hütten seit 1500 Jahren und mehr in betrieb. Verifizieren kann ich das nicht.

Herzlichen Gruss
Thomas

PS: Diese Info it nicht keltisch.

Lady Uschi

Es gibt mehrere Legenden, in denen die Sidhe als Ort der besonderen Visionssuche erwähnt wird. Eine der bekanntesten ist die Geschichte, in der die letzten verbliebenen Druiden auf Angelsey den Kopf von Bran befragten, bevor er zu seinem jetzigen Platz kam.
Die Sidhe heißt immer noch Feenhügel und darüber gibt es endlose Legenden die von Zeitverschiebungen erzählen und davon, dass niemand mehr da war, den man kannte, wenn jemand daraus zurückkam.

Und nein - ausgegraben wurden diese Geschichten nicht, sie sind in keinem Museum als Quellen zu finden. Manche beziehen sich auf "keltische Überlieferungen" seit 1717 - aber da waren die Kelten auch schon ausgestorben, deshalb sehe ich diese christilich orientierten Geschichten nicht als Überlieferungen an, eher auch als eine Interpretation von Legenden.

Wir halten an der STelle mehr von unseren Erfahrungen und direkten Wahrnehmungen, die bei derartigen heißten Häusern für uns erkennbar sind.

Gruß
Uschi

**Gast**

könnte die oma der schwitzhütte vielleicht eine höhle sein ? so mit zugehangenem eingang und feuer drin? ganz ohne bauanleitung?

*nur mal so ein spontanes bild aus meinem kopf*

Liebe grüsse, Eibe

**Gast**

**Gast**

Schwitzhütten sind bei den Saami seit dem 11.Jhd. belegt (Ausstellung im naturkundlichen Museeum in Jyväskylaä), und bereits Herodot schreibt über die Schwitzhütten der Skythen (Buch 4, 73-75).
In der Mittelalterausstellung des Archäologischen Landesmuseums Konstanz wurden Bilder und Berichte eines Dampfbades aus dem 14.Jhd. veröffentlicht, inwieweit das aber noch spirituellen Zwecken diente, laß ich mal dahingestellt... *g*

Sir Beorn

Fakt ist meiner Ansicht nach auch, das das Ritual der Schwitzhütte sehr wirksam und reinigend im spirituellen Sinne ist.
Selbst wenn es erst um 1960 bzw. 1972 entwickelt worden wäre, ändert das nicht viel daran. Und wenn es um 1960 nun eine Lakotamedizinmann war, ist es doch trotzdem autentisch. Wink

**Gast**

Da stimme ich dem Bären zu: it works. Cool

Davon abgesehen ist da im Eingangspostig eine Denkkurve drin, die mir erst jetzt aufgefallen ist und die ich für hinterfragenswert halte.

Ich wußte doch, daß ich zu den ach so arg gescholtenen Indianern noch was finde:
Das Bild unten ist eines von denen, die George Catlin 1832 während seiner Expedition zu den Mandan im heutigen North Dakota gemalt hat (orginal: Interior View of the Medicine Lodge, Mandan O-kee-pa Ceremony, 1832, Mandan/Numakiki, Smithsonian American Art Museum).
Auch von den Ojibwa weiß ich, daß die Schwitzhütte lange Traditionen hat, das ist allerdings ein mündlicher Bericht und muß jeden stichhaltigen Beweis schuldig bleiben.
[edit] Halt! Doch noch was gefunden: ...klick...

Die Annahme, daß es sich dabei um eine neuzeitliche "Erfindung" handelt, muß vor dem Hintergrund betrachtet werden, daß die europäischen Okkupierer den Indianern bis in die 70er Jahre hinein jegliche eigene Kultur und Religionsausübung verboten, die Ojibwa-Frau, von der ich das mit der Schwitzhütte weiß, erzählte, daß sie noch in den 60ern in der Schule verprügelt wurde, wenn sie bei einem einzigen Wort auf Algoquin erwischt wurde. Es war wohl in den medienrelevanten Jahren vor 1972 bei diesen Bedingungen kaum möglich, eine Schwitzhütte zu zelebrieren: die Folge wären Gefängnis, Mißhandlung und/oder Tod gewesen.
Da ist dann doch einiger Zweifel am von Dir erwähnten Schwitzhüttenleiter und seinen Quellen angebracht. Und an Deinen Recherchen. Wink

Insofern ist es beinahe böse Häme, wenn die Nachfahren derjenigen, die die Kultur der nordamerikanischen Natives fast vollständig mit Stumpf und Stiel ausrotteten, heute "Belege" für ebendiese Kultur verlangen.

Nebenbei hat es durchaus seine Hintergründe daß Chief Fire Lame Deer/ Tahca Ushte und Black Elk/ Hehaka Sapa längst nicht bei allen Tribes wohlgelitten sind - genau das, was nach ihren Veröffentlichungen geschah, - nämlich die "esoterische Ausbeutung" und das bis heute diskriminierende Bild des "edlen Wilden" - wurde exakt so befürchtet.
Nicht alles, was existiert, wurde und wird noch - aus sehr guten Gründen - in mundgerechten Happen dokumentiert.
*grinsel* und nicht selten wurde den naiven Ethnologen schon fast bösartig zu nennendes Eingeborenen-Theater vorgespielt - sehr schamanisch, diese Praxis. Twisted Evil

Eine ganz ähnliche Dynamik der kulturellen Geschichtsschreibung halte ich übrigens auch im rücksichtslos christianisierten Europa für möglich.
Wink

Sir Beorn

Gut, ich muß dazu noch erwähnen, das mir bisher der Gedanke , die historischen Wurzeln der Schwitzhütte ganz tief zu hintrfragen noch nicht gekommen war. Asche auf mein Haupt. Ich war bisher einfach nur total fasziniert von der Funktion und dem Ergebniß.

Manchmal halte ich auch eine naive Herangehensweise für praktisch, da es nicht so viele Zweifel und Überlagerungen gibt. Es ist dann nunmal keine "orginal autentische Lakota Schwitzhütte mehr" doch oft kann sich das Ergebnis dann auch sehen lassen und ist viel ungezwungener .

Ich hoffe ich kann da mit meiner Sichtweise auch etwas weiterhelfen ...
Liebe Grüße
Beorn

**Gast**

Liebe/r Sir Beorn, Lady Branwen, Dagda, Eibe, Lady Uschi & Sir Thomas Marc,

herzlichen Dank für Eure Beiträge, Informationen und Kommentierungen aus Eurem Wissens- und Erfahrungsschatz zum Thema Schwitzhütte.
Es ergänzt und ändert in einigen Punkten meinen Kenntnisstand zur Thematik.

Liebe Grüße,

Chrissi