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 Märchen: Die Sternenthaler

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Lady Thianna
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BeitragVerfasst am: Mi 29 Sep, 2010 21:05    Märchen: Die Sternenthaler Antworten mit ZitatNach oben

Die Sternthaler

Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte darin zu wohnen und kein Bettchen mehr darin zu schlafen und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm.

Und weil es so von aller Welt verlassen war, gieng es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld.
Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach „ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungerig.“
Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte „Gott segne dirs“ und gieng weiter.
Da kam ein Kind das jammerte und sprach „es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann.“
Da that es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror: da gab es ihm seins: und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin.

Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte „es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand du kannst wohl dein Hemd weg geben,“ und zog das Hemd ab und gab es auch noch hin.
Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter harte blanke Thaler: und ob es gleich sein Hemdlein weg gegeben, so hatte es ein neues an und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Thaler hinein und war reich für sein Lebtag.


Quelle: http://de.wikisource.org/wiki/Die_Sternthaler_%281857%29


Das Märchen Sternthaler, das von den Brüdern Grimm in die Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“ aufgenommen wurde, ist auch unter dem Titel „Das arme Mädchen“ bekannt und geht zum Teil auf Achim von Arnims Novelle „Die drei liebreichen Schwestern und der glückliche Färber“ zurück.

Für mich steckt in diesem Märchen die Botschaft, alles hinzugeben um Teil von allem zu werden.
Nur wer nicht von sich selbst zurückhält, erhält auch alles von der Welt die ihn umgibt zurück.
Das Mädchen, das zuerst auf sein Umfeld schaut, und erst dann auf die eigenen Bedürfnisse, wird dafür mit Sternthalern belohnt, die ihr ins Kleidchen fallen.

Was erhät jemand, der alles los lässt?
Wofür stehen die Sternenthaler die das Mädchen erhält?

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Lady Uschi
Druidin



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BeitragVerfasst am: Do 30 Sep, 2010 10:35    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ob bei diesem Märchen der Gott oder eine Göttin den Segen schenken soll, bleibt wohl im Unwissen über das wahre Alter dieser Geschichte ungeklärt.

Als Lebensweisheit mag es umso mehr weiterhelfen, als die Notwenigkeit,seine Nacktheit zuzulassen (innerlich wie äußerlich) Platz schafft für "feines Linnen", den Platz gibt, auch reich sein zu können.
Hätte das Mädchen ihre alten Sachen behalten wollen, dann hätte sie die wohl weiter gehabt, bis sie ihr vom Leib gefallen wären. Und dann.....?

Ist es nicht im Leben immer wieder so, dass an alten, wertlosen Dingen festgehalten wird, nur weil sie ihren Zweck ein bisschen noch erfüllen und die Angst (zu frieren) größer ist, als das Vertrauen, dass auch etwas kommen kann, ohne dass mit Ehrgeiz und Konkurrenzkampf darum gebuhlt wird?

Eine Frage stellt sich noch.....
Was hat das Mädchen gemacht, als es für sein Lebtag reich war?
Ging es nicht mehr in den Wald, um keinen armen Menschen zu begegnen oder hat es ihn geteilt - dann wäre es wohl nicht sein Lebtag reich gewesen, oder?

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Lady Birgit
1. Lordrätin, und Druidin
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BeitragVerfasst am: Do 30 Sep, 2010 11:04    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

In der ältesten Fassung die sich bei Wikisource finden lässt, ist von "Gottvertrauen" noch keine Rede. Da ist das Mädel lediglich gut und fromm.

Das Sternthaler-Märchen könnte auch einfach eine Geschichte vom Sterben sein.

Erst gibt das Mädchen seine Nahrung her, der Körper muss nicht mehr gefüttert/am Leben erhalten werden.
Dann gibt es seine Mütze, was den Kopf bedeckt, den Geist umhüllt und beschränkt
Anschließend reicht es sein Gewand, seine Körperlichkeit an sich.
Dann erhält es ein "feineres" Gewand, den Wandel zur Feinstofflichkeit.
Und die Sterne fallen vom Himmel - Kommen die Sterne wirklich zum Mädchen, oder geht das Mädchen zu den Sternen?

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Lady Thianna
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BeitragVerfasst am: Mo 04 Okt, 2010 00:00    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ja, es wird an alten Dingen festgehalten die mittlerweile wertlos geworden sind.
Das Thema Wildheit kommt mir da in den Sinn.

Ist es nicht so, dass den Leuten die Angst haben etwas loszulassen, oder wegzugeben, die Wildheit fehlt neues zuzulassen.
So wie das Mädchen in dem Märchen alles loszulassen, um neues zu erfahren.

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Lady Uschi
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BeitragVerfasst am: Mo 04 Okt, 2010 10:05    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
So wie das Mädchen in dem Märchen alles loszulassen, um neues zu erfahren.



War das der Grund, konnte sie denn wissen, dass sie etwas Neues erfahren wird?






edit: Rechtschreibfehler
edit: edit

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Zuletzt bearbeitet von Lady Uschi am Mo 04 Okt, 2010 18:54, insgesamt 2-mal bearbeitet

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Lady Uschi
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BeitragVerfasst am: Mo 04 Okt, 2010 18:53    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Ja, es wird an alten Dingen festgehalten die mittlerweile wertlos geworden sind.
Das Thema Wildheit kommt mir da in den Sinn.

Warum?

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Lady Thianna
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BeitragVerfasst am: Mo 04 Okt, 2010 22:02    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
War das der Grund, konnte sie denn wissen, dass sie etwas Neues erfahren wird?


Nein, das konnte sie nicht wissen. Sie hat sich hingegeben, egal was kommt.

Zitat:

Zitat:
Ja, es wird an alten Dingen festgehalten die mittlerweile wertlos geworden sind.
Das Thema Wildheit kommt mir da in den Sinn.

Warum?


Die Wildheit ist der Schlüssel dazu altes loszulassen und sich neuem hinzugeben. Hinzugeben im Sinne von alles zuzulassen.
Sie ist der Knackpunkt bei Menschen die altes nicht loslassen, sie nehmen das Leben nicht ins sich auf.
Wildheit ist das Leben in all seinen Aspekten zu er-leben.

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Lady Uschi
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BeitragVerfasst am: Di 05 Okt, 2010 08:08    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Welcher Teil/Aspekt der Geschichte deutet auf das Vorhandensein von Wildheit in diesem Kontext hin? Hingabe muss nicht zwangsläufig wild sein..
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BeitragVerfasst am: Mi 06 Okt, 2010 22:43    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ja das Thema loslassen...ein wichtiges Thema..ein Thema welches mir immer wieder begegnet im Leben in der einen oder anderen Form.
Etwas was immer wieder neu gelernt werden muss weil jede Situation eben unterschiedlich ist...

Ja dieses Mädchen lässt nun sehr vieles los in ihrem Leben.
Ich denke nicht das es unwichtige Dinge sind die sie loslässt denn der Hungrige muss für eine Zeit nicht mehr hungern..die Frierende muss für eine Zeit nicht mehr frieren..u.s.w.
Für die anderen,die sie erhalten sind die Dinge die das Mädchen loslässt sehr wohl wertvoll.

Erst als das Mädchen alles Alte loslässt tritt eine Veränderung in ihrem Leben ein.
Plötzlich ist das vorher arme Mädchen reich!
Die Veränderung war jedoch nur möglich WEIL sie losgelassen hat-das erst schaffte Platz für Neues in ihrem Leben.
Und so empfinde ich es selbst auch:Loslassen hilft weiter-es schafft Platz-im Räumlichen wie auch im Geiste.


Thianna schreibt:

Das Mädchen, das zuerst auf sein Umfeld schaut, und erst dann auf die eigenen Bedürfnisse, wird dafür mit Sternthalern belohnt, die ihr ins Kleidchen fallen.


Nun ich wurde damals mit einem Bandscheibenvorfall belohnt und der war der Anlass meinen Weg neu zu überdenken und die Richtung zu ändern..deshalb reagiere ich auf solche Zeilen wohl eher anders und betrachte es als einen Fortschritt eben nicht zuerst auf die Bedürfnisse des Umfeldes sondern zunächst mal auf seine eigenen zu schauen

Sonnenlicht

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Sir Markus
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BeitragVerfasst am: Do 07 Okt, 2010 12:15    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Das auffallende daran ist, daß sie die Dinge loslässt, die scheinbar für sie am wichtigsten sind. Was könnte sie in der Situation mehr brauchen als die Dinge, die sie verschenkt?

Und trotzdem waren die ihr scheinbar nur unnöitge Last.

Hätte sie ihren gesunden Menschverstand gefragt, wäre sie nie Reich geworden...

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Ich bin der, der ich bin. Das kann ich nicht ändern, aber ich kann ändern, wie ich dazu stehe.

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