Das Mädchen mit den silbernen Händen

Lady Birgit

Das Mädchen mit den silbernen Händen

Im Ganzen nachzulesen HIER

"Die Jungfrau ohne Hände" unter diesem Titel ist dieses Märchen auch bekannt und es gehört zu den Märchen, in denen noch ein wenig der alten Brutalität der Volksmärchen vor der Weichspülung der Brüder Grimm zu erkennen ist.

Das genannte Mädchen wird für Reichtum von den eigenen Eltern dem Teufel verkauft, und nicht nur verkauft, sondern um den Preis des eigenen Überlebens und Seelenheils sogar verstümmelt. Der Vater selbst schlägt ihr die Hände ab, die dem Teufel zu rein sind.

Das hilft nicht viel, sonst wäre es ja kein Märchen, und der Teufel muss ohne seine Beute davon ziehen. Doch bei den Eltern bleiben mag das Mädchen auch nicht - erstaunlich emanzipiert...

Als ob es nicht reicht keine Hände zu haben, läßt sich das Mädchen die Arme ganz auf den Rücken binden und geht in die Welt hinaus, in Vertrauen, dass barmherzige Menschen ihr geben würden, was sie braucht.

Doch muss ein Engel ihr helfen, um nur aus des Königs Garten eine Birne zu stehlen.
Dem guten König fällt der Verlust sofort auf, schließlich ist er erstaunlicherweise in der Lage in seinem ganzen Garten mal eben alle vorhandenen Birnen zu zählen, und so wird er aufmerksam und bekommt von seinem Gärtner eine schräge Geschichte von einem Engel und einem Geist erzählt.

Mit Priester bewaffnet stellt er in der folgenden Nacht die Diebin, verliebt sich natürlich sofort, heiratet sie und verspricht ihr sie nie zu verlassen. Als Ersatz für ihre abgeschlagenen Hände gibt er ihr welche aus Silber.

Als der König dann in den Krieg zieht und das Versprechen bricht, dass er ihr gegeben hat, steht die Königin kurz vor der Geburt eines Kindes.
Es kommt es wie es kommen muss, der Teufel mischt sich wieder ein - vertauscht ein paar Botschaften - und schließlich soll die Königin natürlich getötet werden.

Gerettet von der Königinmutter flieht die Jungfrau nach der Geburt mit dem Kind in die Wälder.

Zum Glück hat gerade ein Engel Zeit und verhilft ihr zu einer Hütte im Wald, an dem ein Schild hängt: "hier wohnt ein jeder frei", sowie ausreichend Hilfe bei Haushalt und Kinderpflege.

7 Jahre vergehen, in der der Jungfrau vor lauter Frömmigkeit neue Hände wachsen.

In der Zwischenzeit ist der König heimgekehrt, hat die Intrige entdeckt und reist fastender Weise durch die Lande, um seine geliebte Frau wieder zu finden.

Selbstverständlich findet er eines Tages die Hütte, nachdem er 7 Jahre ohne Essen und Trinken gegangen ist, und dann vom Engel in Empfang genommen wird.

Nach einer lustigen Sequenz, in der dem angeblich schlafenden König ständig ein darüber gelegter Schleier vom Gesicht weht und von seinem Sohn "Schmerzensreich" wieder aufgehoben wird, erkennen alle einander wieder - mit ein bischen Nachhilfe vom Engel - und leben schließlich vergnügt bis an ihr Ende.

Verratene Liebe
Schattenwelt
Unfähigkeit zur Entscheidung
Handlungsblockade
Egoismus
Animus
Anima

sind nur einige Themen dieses Märchens.

Und wer den Teufel mit der eigenen seelischen Unterwelt ersetzt,
das Haus "hier lebt jeder frei" als Heil-Haus der weißen Frau betrachten möchste
und den Verlauf der Geschichte als Lehrgeschichte für den Weg aus dem kindlichen Ego zum eigenen Selbst betrachten möchte -
ist herzlich dazu eingeladen.

Wen wundert es hier, dass dieses Märchen oft seinen therapeutischen Einsatz findet, wo Frauen mißbraucht werden - auch vom eigenen Vater und Mutter.

Die Ursprünge dieses Märchen sind erforscht bis ins 12 Jahrhundert - es kann durchaus noch älter sein.

Was fällt Euch dazu ein?

Birgit

Lady Uschi

Mir fallen dabei die menschlichen Entwicklungszyklen von 7 Jahren auf.

...und dass eine Jungfrau mit einem Kind rumläuft (irgendwas stimmt da rein anatomisch nicht*g*)

Kann es sein, dass der Engel und der Teufel im Laufe der Zeit von christlichen Einflüssen hinzugefügt, bzw. andere Energien dadurch ersetzt wurden.
Ich habe zu Silber einen anderen Bezug und mir fehlen in dem Märchen die Hexen und Feen...

Lady Birgit

Märchen sind wie Träume und Jungfrauen mit Kind völlig logisch, denn sie gebären immer sich selbst - einen Entwicklungsaspekt ihrer Seele.
So wie hier, der männliche Aspekt (König) dem Äußerlichen hinterherjagt und in den Krieg zieht, der weibliche Anteil mit den Silberhänden alleine bleibt - und schließlich schmerzensreich einen neuen männlichen Aspekt gebiert, der jung ist und sich entwickelt.
Bis er schließlich in der Lage ist dem älteren Mann den Schleier vom Gesicht zu ziehen und die DInge zu erkennen wie sie sind...

(nur ein Weg der Interpretation Wink

)

Lady Uschi

**Gast**

Lady Uschi

Was mir noch so auffällt an diesem Märchen ist, dass die "jungfrau" dauernd etwas auf den Rücken gebunden bekommt.
Erst ihre Arme (auf eigenen Wunsch), dann ihr Kind.

Das hat sowas von "leid er-tragen müssen/wollen"

Hufeisenfledermaus

Wie kann die Frau mit den auf den Rück gebundenen Armen eine Birne essen?
Wer es einmal versucht hat, einen Apfel oder eine Birne ohne Arme und Hände zu essen, weiss was ich meine!

Die silbernen Hände sind dann wieder klar, weil beim täglichen Gebrauch keine eisernen Hände oder Holzhände verwendet werden können, weil die einen rosten und die anderen aufquellen und rissig werden.

Ich finde es vollkommen klar, dass das Mädchen von den grausamen und geldgeilen Eltern geflohen ist! Das hat meiner Meinung nach nichts mit Emanzipation zu tun, sondern eine Flucht vor Unheil. Wer weiss, vielleicht verkauft der Vater auch mal den Kopf dem Teufel!

Die 7 ist die magische Zahl Gottes, die alle Wunden heilt!

Interessant, dass er nicht von seiner Frau, sondern von einem Engel empfangen wird. Ich finde das sonderbar, vielleicht amtet der Engel als Wächter?

Anscheinend hat sich der König in den Engel veschaut, statt sein Frau anzusehen und ist dann eingeschlafen, um von seinem Sohn zum Spielzeug zu werden, wo er sich wieder dessen erinnert?

Es grüsst
Hufeisenfledermaus

Lady Uschi

earth1

Zu den abgeschlagenene Händen.
Es war früher üblich, Verbrechern die Hände abzuhacken.
Erst eine Hand und bei weiteren Vergehen die zweite auch.
Das ist hier umgekehrt, oder auch nicht.
Weil sie so rein ist, muss sie die Hände lassen.
Wenn es sich um Mundraub handelte, also um Familie zu ernähren,
war es zwar ein Verbrechen, aber zu einem guten Zweck.
Dieser Mensch bekam vielleicht im nächsten Leben seine Hände versilbert.
Dabei kommt mir irgendwie Heilwirkung in den Sinn.
Nur mal so rumgedacht***

Lady Uschi

Sir Markus

Und als Silbernitrat das stärkste Antibiotikum überhaupt... *grübel*

Hufeisenfledermaus

Lady Uschi

Hufeisenfledermaus

Lady Uschi

Dann isst man mit Silberbesteck sozusagen desinfiziertes Essen. Wahrscheinlich schmecken weichgekochte Eier deshalb auch so grauenvoll mit Silberlöffel.

Woher hast du denn deine Informationen, dass das Silber andere Metalle reduziert und so...?

Hufeisenfledermaus

Sir Markus

Lady Uschi