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 Alles ist Relatv...

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Sir Thomas Marc
Merlynn des Ordens
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BeitragVerfasst am: So 08 Mai, 2005 23:27    Alles ist Relatv... Antworten mit ZitatNach oben

Alles ist relativ

Hunderte von Jahren zurück lebte im alten China ein alter, gebrechlicher Bauer mit seiner Frau und seinem Sohn. Mit ihren Händen bestellten sie gemeinsam ihr karges Land, und ihr einziger Besitz bestand aus einer ärmlichen Hütte, einem trostlosen Schuppen aus morschem Holz und einem halbwegs kräftigen Pferd. Tagaus, tagein gingen sie ihrer Arbeit nach, still und gesammelt, und nur an Festtagen gönnten sie sich ein wenig Nichtstun. Sie liebten es dann, mit ihren Nachbarn, die diese bescheidene Familie achteten zusammen zu feiern.

Eines Tages nun, so erzählt die Legende, lief das Pferd davon. Die Nachbarn kamen und bedauerten den Bauern mit den Worten „Euch ist großes Unglück widerfahren, denn jetzt müsst ihr ohne die Hilfe des Tieres Euren Pflug ziehen.“ Der alte Mann jedoch hob nur ein wenig seinen Kopf und antwortete: „Woher wollt ihr denn wissen, dass dies Vorkommnis schlecht sei?“ Verdutzt wandten sich die Nachbarn ab; „Was für ein eingebildeter Greis“, so tuschelten sie.

Einige Zeit später kam das Pferd zurück, und in seinem Gefolge waren sieben junge und kräftige Wildpferde. Behutsam seilten der Bauer, seine Frau und der Sohn die Tiere fest, als wieder die Nachbarn kamen und durcheinander riefen: „Welch eine Freude! Welch ein Glück für Euch! Wohlhabend seid Ihr geworden! Reich, reich! Das Leben meint es doch auch gut mit Euch!“

Wieder jedoch verhielt sich der alte Mann zurückhaltend, als er antwortete: „Woher wollt ihr denn wissen, dass dies gut sei?“ Und ein weiteres Mal verstanden die Nachbarn ihn nicht, sie wandten sich ärgerlich ab. „Das ist ein merkwürdiger Kauz, und es ist eine sehr komische Familie, nicht wahr?“, so lamentierten sie untereinander.

Weiter, Tag um Tag, und der Sohn begann in den wenigen Stunden freier Zeit, die Wildpferde zuzureiten, und dies war sehr schwierig, wie alles andere auch in dieser bescheidenen Lebenswelt.

An einem Abend war der Sohn wieder auf dem ungesattelten Rücken eines dieser Wildpferde. Unbändig bewegte sich das Tier - und war seinen Reiter so schwungvoll ab, dass dieser sich plötzlich auf dem Boden wiederfand, das Gesicht schmerzverzerrt; ein Bein und eine Hand waren gebrochen.
Schnell waren Nachbarn herbeigeeilt, die aus der Nähe den Vorfall beobachtet hatten. Ihr Zetern und Jammern brachte den Bauern aus seiner kleinen Hütte; gleichmütig schaute er seinen Sohn an.

„Oh, welch großes Unglück über Euch gekommen ist“, schrien die Nachbarn, „wie schlimm!

Welch ein Leid! Ist es nicht schrecklich?!“

Der Greis bewegte nur leicht seine Hand, um dem Gekreisch Einhalt zu gebieten. Mit aufgerissenen Mäulern und Augen voller Entsetzen starrten die Menschen von nebenan zu ihm, dem das Leben doch schon so vieles abverlangt hatte. Und ganz langsam, so, als ob es eine kleine und doch zugleich lähmende Ewigkeit dauerte, wandte er sich schließlich bedächtig und mit sanfter, deutlicher Stimme diesen Nachbarn zu.

„Ungerufen kommt ihr“, so begann er. „und zetert, schreit, lamentiert, statt meinen Sohn zu verbinden und ihm seine Wunden zu kühlen. Ihr redet wie Dummköpfe, als ob ihr nichts gelernt habt im Leben. Und ihr maßt euch an zu wissen und zu beurteilen, dass dies alles schlecht sei?“

So kannten die Nachbarn den Alten nicht. Ja, manche fragten sich, ob er sie nicht gar verachtete - sie, die doch nichts anderes wollten, als ihm Mitgefühl und Anteilnahme auszudrücken. Bedrückt gingen sie heim.

Wenige Tage darauf marschiert die Soldateska des herrschenden Mandarin in das Dorf, um unter den Männern Soldaten für einen neuen Krieg zu rekrutieren. Aus dem Ort, so wird erzählt, wurden alle Männer gezogen - bis auf zwei: den kranken Sohn und den alten Mann. und der Bauer lächelte wiese..

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Nichts zu wissen ist keine Schande, nicht zu fragen schon!
Die Welt ist der Lernhain der aller Wesen - hier ist Welt und Hain -auch für die Wissenden.
Wer interpretiert, was er von anderen hört, bewegt sich lichtschnell am Kern der Worte der Anderen vorbei.

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Sir Peter
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BeitragVerfasst am: Mi 11 Mai, 2005 13:01    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Wissen ist nicht Weisheit, Weisheit nicht wissen.
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Grüsse und den Segen der Göttin
Sir Peter, Lorddrui, Nemeton Lost Oak

Zwischen der Wahrheit und der Welt liegt der Verstand und das Sehen des Menschen. Die Wahrheit gegen die Welt ist mehr als ein Leitsatz, es ist die grundlegende Erkenntnis, das es mit der Wahrnehmung der fünf Sinne des Menschen keine wahre Wahrheit gibt.

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