33 Sätze über das Erkennen

Lady Uschi

Dunkler Wald und neuer Mond zeigten sich einem jungen Paar, das unverhofft spät noch unterwegs ist.
Nach langen angstvollen Stunden, hörten sie eine Melodie, die sie an etwas erinnerte und überraschend schnell beruhigte.
Sie konnten ferne ein kleines Licht erkennen und folgten ihm durch das unwegsame, gefahrvolle Gelände.
Ein kleines Haus wurde langsam sichtbar, der Kamin rauchte, es strahlte schon von weitem Wärme aus.
Die beiden Erschöpften, aber sichtlich Erleichterten klopften an die Tür und baten um Einlass.
„Wer seid ihr?“ -Wir sind die, die sich über das Lied freuten.
„Wohin geht ihr?“ -Wir hatten uns verlaufen, doch der Klang des Liedes rief uns zu dir.
„Wem dient ihr?“ - Dem Schöpfer dieser Melodie
„Seid willkommen und lernt ihn hier bei mir kennen.“
Die beiden traten in die kleine aber warme Hütte ein, bekamen zu Essen, zu trinken und eine weiche Liegestatt, auf der sie sich von den Strapazen der letzten Stunden erholen sollten.
Doch lange, schwere Träume störten ihren Schlaf, beide waren zusammen wie in einer anderen Welt.
Dort wanderten sie noch viel weiter, doch ohne Anstrengung, als würden sie fliegen.
Was sie sahen, war erschreckend, eindrucksvoll, überraschend, unglaublich und unaussprechlich.
Was sie hörten, war betörend, bezaubernd, durchdringend, klar und unvergesslich.
Was sie spürten war ergreifend, zärtlich, umfassend, geborgen und liebevoll.
Als sie am Morgen erwachten, waren sie allein in der Hütte.
Sie sahen sich um und entdeckten ein wenig abseits einen Quell, der sich inmitten von drei Baumkreisen schlängelte.
Ein besonderer, unerklärlicher Glanz lag darin und die beiden wollten nichts mehr, als davon zu trinken.
Schon wollte sich der junge Mann darüber beugen, als seine Gastgeberin ihn davon abhielt.
„Nicht dir, ihr ist es, daraus zu trinken, doch trauere nicht, wenn du alleine fortgehen musst.“
Die beiden verstanden nicht und die junge Frau beugte sich über die Quelle und schon ein Blick hinein offenbarte ihr noch einmal alle die Träume der letzten Nacht, die schon fast vergessen waren.
Sie trank daraus und verstand, was das alles bedeutet.
Sie hatte nur noch den Wunsch, bei dieser Quelle zu bleiben und ihr zu dienen.
Dem jungen Mann, anfangs doch etwas entsetzt über diese Entscheidung, wurde ein Weg gezeigt, der es ihm ermöglichte, den Traum auf seine Art wieder zu finden.
Viele Jahre vergingen, die junge Frau lernte und schaute die Quelle.
Eines Tages wurde sie gerufen, ein großes Fest stand bevor.
Sie erfuhr, dass sie auserwählt war, als Jungfrau zur Weihe eines Merlynns.
Ein wenig traurig, weil sie doch noch ihren Gefährten vermisste, für den sie sich einst aufbewahrte, doch voll der Zuversicht, das Richtige zu tun, stimmte sie zu.
Die Vorbereitungen dauerten einige Wochen, denn Festgewänder waren zu nähen, Stoffe dafür zu weben, Bäume mussten gepflanzt werden und den Göttern wurden Opfer bereitet.
Aufgeregt, doch stolz schritt die junge Frau zur ihrer besonderen Aufgabe.
Die Hüterin hatte ihr einen Krug mit dem Wasser aus der Quelle mitgegeben für den neuen Merlynn.
Sie hielt ihm das Wasser in einer Schale entgegen und in seinem Spiegel sah sie Wahrheit und Liebe.
Ihren Gefährten - einst an der Quelle und in der Seele